Als der Unparteiische, der die Partie jederzeit im Griff hatte, nach 20 Minuten Max Horack, der spielte einst auch in der Schillerstadt, die Ampelkarte zeigte – vorausgegangen war ein Ballwegschlagen und nur zwei Minuten darauf ein ausgesprochen „dummes" Foul an der Mittellinie gegen einen Rudolstädter – schien die Aufgabe für die höherklassigen Gäste ein Stück weit einfacher zu werden. Denn Holger Jähnisch, mittlerweile im 13. Oberligajahr als Coach tätig, wusste, was seine Schützlinge beim Spitzenteam der Thüringenliga erwarten würde: „Dass uns heute ein Spiel auf Augenhöhe und eventuell mit einer Verlängerung und einem Elfmeterschießen erwartet, haben wir gewusst. Deshalb haben wir heute auch in unserer Aufstellung keine großen Experimente gemacht, sonder die Elf auf das Feld geschickt, als wäre es ein Punktspiel."So war zunächst Geduld gefragt, aber nach fünf Minuten fixierte Maximilian Schlegel das kurzzeitig leere Tor der Hausherren an, lupfte die Kugel aus 35 Metern allerdings nur auf das Netz. Im Gegenzug eine fast identische Situation, die mit einem Schuss ans Außennetz endete. Danach spielte sich das Geschehen meist zwischen den Strafräumen ab, wobei der dezimierte Kontrahent durchaus gut mithielt und trotz Unterzahl immer wieder Nadelstiche setzte. Bis auf einen Flugkopfball von Emilio Heß (27.), der zur Ecke für die Einheit führte, gelang dem Oberligisten in dieser Phase kaum etwas. Auch der „Riese", den Sven Rupprecht auf dem Schlappen hatte, brachte nichts ein (31.). Wenig später zeigte Justin Pfeil im SCHOTT-Gehäuse sein Können, als er zwei Mal in Folge bravourös parierte (39.). Doch auch Jena beschränkte sich nicht nur auf das Verteidigen, obwohl Trainer Christian Kummer davon sprach, dass das seine Elf defensiv richtig gut gemacht habe. Der lange Benno Walter, der oft ein Unruheherd für die Rudolstädter Abwehrspieler war, setzte bei einem Konter das Spielgerät nur knapp am langen Pfosten vorbei (40.). Kurz darauf stand noch einmal Max Bresemann im Blickpunkt, aber er verhinderte beim Schuss von Rumen Kirchev einen Rückstand (44.).Wenige Minuten nach Wiederbeginn schien die Oberligavertretung auf die Siegerstraße einzubiegen. Kapitän Marco Riemer konnte sich, ziemlich freistehend, fast die Ecke aussuchen, als er nach einem Freistoß von Schlegel ans Leder kam und einnetzte (50.). Danach gab es einige weitere Gelegenheiten für die Gäste, um den „Sack zuzubinden" (52., 58., 68., 74.) Aber auch Bresemann bekam zu tun, als einen Schuss zur Ecke abwehrte (77.) und den „Hammer" von Carl Winkler aus gut 35 Metern über die Latte boxte (83.). Mit dem Treffer in der offiziell sechsten Nachspielminute rettete sich der SV in die Verlängerung. Vorausgegangen war ein Eckball, denn Benedikt Schlenzig irgendwie über die Linie stocherte.
Die Extra-Zeit begann mit einem Gewaltschuss des eingewechselten Evan Häußer an die Unterkante der Latte (93.). Danach war der Gast zwar weiter bemüht, aber nach der Verletzung von Magnus Kellermann und der von Häußer, der nach einem Foul nur noch humpeln konnte, standen eigentlich nur noch 19 Akteure auf dem sehr gut bespielbaren Rasen.
So ging es in das Elfmeterschießen, bei dem der aktuelle Thüringenligavierte mit dem siebten Schuss das bessere Ende für sich hatte.
Im Gespräch mit beiden Trainern schätzten sie die Begegnung so ein:
„Es war ein sehr intensives Spiel, das natürlich mit der Gelb-roten Karte nach 20 Minuten nicht zu unseren Gunsten beginnt. Von da an wurde es dann schwer und wir mussten viel gegen den Ball arbeiten. Ich finde das Ergebnis nicht unverdient, wenn auch glücklich. Das ist es im Elfmeterschießen ja immer. Aber wir haben selbst mit zwei Mann weniger in der Verlängerung dagegen gehalten und uns noch einmal eine Chance erarbeitet. Von daher haben wir als unterklassiges Team maximale Freude. Es war ein toller Tag." (Christian Kummer).
„Mir hat im Offensivspiel nicht gefallen, dass bei uns zu wenig Bewegung und zu wenig Tiefgang war. Aber man muss mit den Möglichkeiten, die wir gerade in den zweiten 45 Minuten hatten, das Ding schon mit dem 2:0 zumachen. Da haben wir nicht getan. Und mit der letzten Aktion, auch wenn die Zeit schon um war, bekommen wir so ein ‚Gurkentor’. Im Elfmeterschießen waren die Schützen zunächst souverän. Und dann erwischt es halt einen. Aber es gibt auch von meiner Seite aus keinen Vorwurf. Das ist dann so und so war der glücklichere Sieger dann leider SCHOTT." (Holger Jähnisch)
Die Statistik zum Spiel:
Torfolge:
0:1 Marco Riemer (50.)
1:1 Benedikt Schlenzig (90.+6)
Elfmeterschießen:
2:1 Carlos Damian
2:2 Maximilian Schlegel
3:2 Benedikt Schlenzig
3:3 Tom Krahnert
4:3 Franz Bobkiewicz
4:4 Marco Riemer
5:4 Henry Mekhi Krause
5:5 Liam Floßmann
6:5 Carl Robert Winkler
6:6 Paul Schneider
7:6 Benno Walter
7:7 Max Bresemann
8:7 Justin Pfeil
8:7 Rudolstadt verschießt
SV SCHOTT Jena:
Pfeil - Krause, Winkler, Greif (70. Kellermann), Darwish (46. Bobkiewicz), Kirchev (56. Schlenzig), Horack (20. GRK), Feistner (84. Haupt), Walter, Damian (C), Miatke (106. Ziegner)
FC Einheit Rudolstadt:
Bresemann - Frackowiak, Schlegel, Heß (65. Lüdicke), Starke (87. Siegel), Riemer (C), Mohammadi (46. Floßmann), Krahnert, Smyla (78. Schneider), Rupprecht (90.+5 Häußer), Rühling
Zuschauer: 165
Schiedsrichter: Maurice Moszczynski (Minden / Lipprechterode)