Das Erfreuliche vorweg: Mit dem Sieg im
Elfmeterschießen erreichte der FC Einheit zum zweiten Mal hintereinander
das Halbfinale im Thüringer Landespokal. Da spielt es hinterher sicher
keine Rolle, dass beide Mannschaften im von nur 288
Zuschauern„gefüllten" großen Stadion der Freundschaft fußballerisch
sicher mehr zu bieten haben. Dieses Manko erlebte man allerdings schon
vor acht Wochen im Oberligapunktspiel. Für Holger Jähnisch, den Trainer
der Rudolstädter, kommt offensichtlich nichts Besseres heraus, wenn
beide Mannschaften aufeinander treffen.
Vom Anpfiff weg spürte man, auch darin sah
sich Jähnisch bestätigt, dass sich die Wismut für die
Punktspielniederlage revanchieren wollte. Die Körpersprache der
Gastgeber war eine deutlich andere, obwohl man sich zunächst bis an die
Mittellinie zurückzog und sein Heil mit langen Bällen in die Spitze
suchte. Das gelang nach dem Schuss von Röppnack (6.), der sein Ziel
verfehlte, erstmals mit einem Ball Richtung Schumann. Doch Ackermann
zeigte sich aufmerksam und klärte im Herauslaufen, wobei er sich noch
leicht verletzte (14.).
Danach tat sich in den Strafräumen
reichlich weg. Die nervös und mit zahlreichen Fehlabspielen und
Stockfehlern agierenden Kontrahenten waren bemüht, zunächst keinen
Gegentreffer zuzulassen. Der war jedoch nach 36 Minuten möglich, als
Kopolovec freigespielt wurde, mit links abzog und der Ball um Zentimeter
am langen Pfosten vorbei strich. Kurz darauf war Kopolovec erneut an
einer gefährlichen Aktion der Grün-Gelben beteiligt. Doch sein scharfer,
flacher Pass von der Grundlinie endete im Niemandsland (38.). Kurz vor
dem Kabinengang nahm Riemer Maß, aber auch seine „Granate" fand nicht
den Weg in den Just-Kasten (44.). Damit endete eine erste Periode, die
den Gast mit Chancenvorteilen sah.
Sechs Minuten nach Wiederbeginn dann die
beste Möglichkeit für die BSG im gesamten Spiel. Die Innendeckung
berechnete einen, mehr oder weniger zufällig weit nach vorn geschlagenen
Ball der Geraer falsch und Schumann hatte freie Bahn. Ackermann zeigte
hier einmal mehr, dass er zu den besten Keepern der Oberliga gehört und
verhinderte die Führung für die Platzherren. Kurz darauf dann ein Tor
für Rudolstadt. Aber beim Nachschuss von Kopolovec, zuvor hatte
Staskewitsch abgedrückt, stand dieser hauchdünn im Abseits (53.).
Jetzt nahm die Partie, vor allem durch den
Druck der Rudolstädter, Fahrt auf. Eine Hereingabe von Schneider (54.)
fand keinen Abnehmer und auch beim Freistoß von Güttich kam kein
FC-Akteur ans Leder (56.). Doch der nächste Angriff sollte sitzen. Ein
weites Zuspiel auf rechts sah Staskewitsch in Position. Der vernaschte
einen Gegenspieler und flankte zentimetergenau nach innen, wo Schneider
heranstürmte und aus fünf Metern einlenkte (58.).
Mit dem Vorsprung im Rücken fand
Rudolstadt zu mehr Ballsicherheit. Gera bemühte sich zwar, Torgefahr
strahlte die Elf von Renè Grüttner jedoch kaum aus. So war die Einheit
bei einigen brenzligen Situationen und Konterzügen dem 2:0 näher als
Gera der Ausgleich. Hier vermisste man oft den letzten präzisen
Finalpass oder konsequenten Abschluss. So fiel das erlösende zweite Tor
nicht. Das sollte sich, wie so oft im Fußball, rächen. Wie schon nach 56
Minuten unterschätzte die Innendeckung um Ciach und Derbich einen
weiten Ball der Geraer. Jagupov roch den Braten und lupfte das Leder
auch über den herausstürmenden Ackermann ins leere Tor (85.).
Damit ging es in die Verlängerung. In den
30 Minuten konnte sich keine Mannschaft einen entscheidenden Vorteil
verschaffen, obwohl Holger Jähnisch nun mit der spielerischen Leistung
seiner Elf mehr zufrieden war. Gera schien hingegen, das zeigten ihre
Aktionen, auf das Strafstoßschießen zu setzen.
Doch das entschieden die Gäste für sich.
Seturidze, Derbich, Kopolovec und Riemer erwiesen sich als sichere
Schützen. Bei der Wismut trafen nur Weska und Reitsch. Jagupov
scheiterte an Ackermann und Simic verzog, wobei der FC-Torwart dabei die
richtige Ecke ahnte. „ Ich war mir eigentlich relativ sicher, dass wir
das Elfmeterschießen nach Hause bringen können", zeigte sich der
Rudolstädter Coach als Prophet. „In einem Elfmeterschießen
weiterzukommen oder nicht, ist immer eine Glückssache. Ich denke aber,
dass die Zuschauer ein ordentliches Viertelfinale von beiden Seiten
gesehen haben", resümierte Geras Trainer Rene Grüttner, der den
Aufwärtstrend seiner Schützlinge in der Oberliga auch im Pokal bestätigt
sah.
Holger Jähnisch zog dieses Fazit: „Es war
ein Spiel auf einem mäßigen Niveau. Wir wussten, dass die Aufgabe
schwerer werden würde als im Punktspiel. Ich habe bei uns mehr
Ballbesitz und die bessere Spielanlage gesehen. Wir haben versucht, es
nach dem 1:0 ruhiger zu Ende zu spielen. Es ist uns nicht gelungen, mit
einem 2:0 den Sack zuzubinden. Beim 1:1 waren wir in der
Innenverteidigung unkonzentriert."
Die Statistik zum Spiel :
Torfolge :
0:1 Jakob Schneider (58.)
1:1 Jegor Jagupov (85.)
Elfmeterschießen :
1:2 George Seturidze
2:2 Kay Weská
2:3 Lukász Derbich
3:3 Tom Rietsch
3:4 Mihaly Kopolovéc
3:4 Jegór Jagupov scheitert an Tim Ackermann
3:5 Marco Riemer
3:5 Martin Simíc schießt vorbei
BSG Wismut Gera :
Just (MK) - Roy, Steinbach, Schubert (81. Weská), Klammt, Rietsch, Kolnisko, Vitzthum (68. Hartmann), Franz, Jagupov, Schumann (81. Simíc)
FC Einheit Rudolstadt :
Ackermann (MK) - Ciach, Güttich, Kopolovec, Schneider, Röppnack (34. Seturidze), Riemer, Staskewitsch, Patrick Schröter (62. Bahner), Baars, Derbich
Zuschauer : 288
Schiedsrichter : Michael Wilske (Bretleben)