Beinahe wäre das Wipperstadion beim
Fußballfest stumm geblieben. Zwar herrschte in nahezu den kompletten 90
Minuten eine einmalige Stimmung auf und neben Bad Frankenhausens
Fußballplatz, aber Stadionsprecher Dietmar Gödicke blieb die Stimme weg.
Schuld war nicht der einmalige Anblick von 1650 (!) Zuschauern im
weiten Rund, sondern das Funksignal der beiden Stadionmikros, das sich
aufgrund der Hitze abgemeldet hatte. Die Tonüberprüfung zwei Stunden vor
dem Spiel, als noch alles funktionierte, war damit über den Haufen
geworfen.
Doch natürlich muss es beim Spiel des Jahres für die Kurstädter auch
eine ordentliche Beschallung geben. Und so machte sich Gödickes
Vorgänger Helmut Hochfeld, der gegen Jena seinen Abschied als
Stadionsprecher feierte, auf, um aus seinem Privatbesitz eine weitere
Anlage und ein neues Stadionmikrofon zu holen. Pünktlich zehn Minuten
vor dem Anpfiff war Gödicke dann auch von allen Zuschauern zumindest zu
hören. Verstehen konnte ihn ob der Reservetechnik nicht Jeder. Und auch
das vom Thüringer Fußballverband - durch Torsten Abicht aus Greußen
vertreten - im Vorfeld festgelegte Novum, dass Frankenhausens
Trainerbank aus Sicherheitsgründen vom angestammten Platz weichen und
auf die Gegenseite umziehen soll, endete kurios. Schiedsrichter Patrick
Hofmann spielte bei dieser Entscheidung vor Ort nicht mit und drohte,
das Spiel so nicht anzupfeifen und stattdessen neu ansetzen zu lassen.
Also zogen die Frankenhäuser wieder auf ihre geliebte Trainerbank
zurück. Sachen gibt‘s ...
Davon unbeeindruckt zeigten sich die Jenaer, die dieses Spiel sehr ernst
nahmen und von Beginn an Gas gegeben haben. Dem Jenaer Tempofußball
hatte die Kurstädter Defensive nichts entgegen zu setzen. Das
Abwehrbollwerk hielt nur zehn Minuten, dann patzte ausgerechnet Keeper
Martin Andrzejak. Einen Freistoßknaller aus 25 Metern wollte er
festhalten, bekam den Ball gegen den Hals und den Abpraller verwandelte
Marco Riemer aus drei Metern. „So einen harten Schuss habe ich noch nie
gesehen", gestand Trainer Steve Göhring, der seinen Torwart von jeder
Schuld frei sprach. Der Keeper selbst war von dem Schuss mehrere
Sekunden benommen. Halsschmerzen verspürte er auch noch Stunden nach dem
Spiel.
Auch die weiteren Jenaer Tore waren kurios. Beim 3:0 (20. Andis Shala)
patzte Andrzejak ein weiteres Mal, beim 4:0 (27.) hämmerte Max Nöll den
Ball beim Klärungsversuch ohne jede Bedrängnis in den eigenen Kasten.
Zwischendurch und danach traf Jenas Neuzugang Gramoz Kurtaj zweimal
(17., 34.). Die dümmste Aktion des Spiels lieferte dann Shala, dessen
Tor vom Schiedsrichter abgepfiffen wurde und mehrere unsportlichen
Gesten zur Folge hatte. Shala sah innerhalb von 20 Sekunden kurz vor der
Pause gelb-rot und darf sich mithilfe einer Geldstrafe entschuldigen.
In Unterzahl schaltete Jena einen Gang zurück, kam durch den Ellricher
Tino Schmidt (63.) und zwei Elfmeter von Marcel Schlosser (79., 86.)
dennoch ungefährdet zum 8:0. Die Kurstädter Chancen auf den Ehrentreffer
vergaben Christian Schlegel, Enrico Illiger und Janek Zeidler.
„Ich bin dennoch nicht unzufrieden. Wir wollten nicht zweistellig
verlieren und kein Kopfballgegentor kassieren. Das hat ebenso geklappt
wie zehn Ballkontakte hintereinander zu haben", resümierte Göhring.
Am glücklichsten war jedoch Vereinspräsident Achim Ritter, der die Zahl
von 1650 Zuschauern gar nicht fassen konnte. „Das war deutlich besser
als erwartet. Trotz aller Veranstaltungen rundrum. Positiv ist auch,
dass alles friedlich geblieben ist", freute sich Ritter, der zudem der
Stadt für die Präparierung des Stadions dankt. Für Blau-Weiß dürfte das
Pokalspiel indes eine mittlere vierstellige Summe eingespielt haben.
Statistik zum Spiel:
Torfolge:
0:1 Marco Riemer (10.)
0:2 Gramoz Kurtaj (17.)
0:3 Andis Shala (20.)
0:4 Maximilian Nöll (27./Eigentor)
0:5 Gramoz
Kurtaj (34.)
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0:6 Tino Schmidt (63.)
0:7 Marcel Schlosser (79./FE)
0:8
Marcel Schlosser (86./FE)
SV Blau-Weiß 91 Bad Frankenhausen:
Andrzejak - Hopfe, Bienias, Illiger, Schlegel (MK), Kroll, Nöll, Ränke (73. Pawelski), Reitmann (60. Reinhardt), Piesche, Hinsche (46. Zeidler)
FC Carl Zeiss Jena:
Berbig (MK) - Krstic, Eismann, Shala (44. GRK), Peßolat, Riemer, Zimmermann (66. Torunarigha), Geißler (59. T. Schmidt), Schlosser, Gerlach, Kurtaj (77. Andris)
Schiedsrichter: Patrick Hofmann (Großneuhausen)