Der Tabellenzwölfte der Landesklasse gegen den bisher ungeschlagenen Tabellendritten der Landesliga. Schon beim Blick auf die Ansetzung sprach eigentliches alles für die Gäste aus Gotha. Das es am Ende ganz anders kam, war ein Verdienst der gesamten Motor-Mannschaft die eindrucksvoll bewies, was sie im Stande ist zu leisten. So ist eben Fussball. Noch vor 14 Tagen wären die Fans am liebsten vor Spielende wütent nach Hause gefahren - gestern hielt es im Waldstadion keinen mehr auf den Plätzen, so ein packendes Spiel hatten sie schon lange nicht mehr erlebt. Und alle Altenburger die nach der Punktspielpleite keine Lust mehr auf Motor hatten, werden sich kräftig ärgern diesen Pokalkrimmi verpasst zu haben.
Wenn Motor in der Liga nur annähernd an die Leistung aus den beiden Pokalspielen anknüpfen kann, wo erneut kein Klassenunterschied erkennbar war, dann brauch sich um die Mannschaft keiner Sorgen zu machen. Dann ist der 12. Tabellenplatz nur eine Momentaufnahme. In Artern kann das kommende Woche aber schon wieder ganz anders aussehen. Deshalb ist es wichtig gerade jetzt nicht die Bodenhaftung zu verlieren.
Motor Altenburg hat wie im Vorjahr das Achtelfinale des Thüringer Landespokals erreicht. Gegen den noch ungeschlagenen Tabellendritten der Landesliga gelang dies nach dramatischem Elfmeterschießen. Zuvor hatten 10 Motorspieler über weite Strecken der 120 Minuten bravourös gekämpft und sehr geschickt gespielt, denn in der 67. Minute flog Patrick Daniel wegen Nachtretens mit „Rot" vom Platz.
In Altenburg war man auf die mit Fußballprominenz gespickten Gäste gespannt, doch brannten die alles andere als ein Feuerwerk ab. In den ersten 45 Minuten gab es für den erstmals in dieser Saison eingesetzten Jens Kolditz im Altenburger Tor wenig zu tun, Motor gestaltete das Spiel offen. Die auf einigen Positionen umgestellte Gastgebermannschaft wirkte im Vergleich zu den Punktspielen wie ausgewechselt. Marcus Dornburg organisierte die Abwehr umsichtig und kopfballstark, auch Tino Scharschmidt fand gegen Bärwolf zu alter Stärke zurück. Im Spiel nach vorn warteten die Altenburger clever auf die sich bietenden Kontergelegenheiten, meist vom stark spielenden Jens Haprich inszeniert. Im Sturm bot Patrick Reichel, später häufig auf sich allein gestellt, eine Klasseleistung, weil er stets mehrere Gegenspieler auf sich zog, den Ball geschickt behauptete und kluge Dinge tat. Von ihm ging auch die erste Gefahr für das Gästetor aus, als er eine Flanke von rechts in der 18. Minute mit dem Kopf neben das Tor setzte. In der 26. Minute dann helle Aufregung: Haprich wird nach einer Ecke vor dem Tor rüde umgestoßen, doch Rene Eichelkraut schießt den fälligen Elfmeter unten links am Tor vorbei. Wenige Minuten später ging Motor dennoch nicht unverdient in Führung. Eichelkraut hatte Böhme mustergültig in den Rücken der Abwehr geschickt und Nico Böhme behielt die Übersicht, indem er zum mitgelaufenen Daniel passte, der nur noch einzuschieben brauchte.
Zur Pause war man sich unter den knapp 200 Zuschauern einig, dass an diesem Tag eine Überraschung in der Luft lag. Doch zunächst glichen die Gäste aus. Bärwolf hatte sich einmal auf links davongeschlichen und seine präzise Flanke verwandelte Braunschweig in der der 52. Minute unhaltbar mit dem Kopf. Nach dem Platzverweis für Daniel durch den sehr umsichtigen Schiedsrichter Kasenow drohte das Spiel natürlich zugunsten der Gäste zu kippen. Doch jetzt zeigten die Altenburger ihre Klasse. Haprich hielt geschickt die Bälle, bis die Kollegen nachgerückt waren. Und Motor erspielte sich Chancen. Eichelkraut ging über rechts durch und verzog aus 18 Metern nur knapp. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit tanzte Reichel mehrere Gegenspieler aus und zwang den Gästekeeper mit seinem Flachschuss zu einer Glanzparade. Zwischendurch scheiterten die Gäste bei ihren wenigen klaren Gelegenheiten am sicheren Kolditz oder der eigenen Schussschwäche. So ging man in die Verlängerung, in der Motor voll mithielt und durch Haprich zweimal die Gelegenheit hatte, das Spiel zu entscheiden. Doch es blieb beim 1:1 und das Elfmeterschießen musste entscheiden. Dies wurde zunächst wie maßgeschneidert für Jens Kolditz, der so viele Monate auf seine Chance warten musste und nun zweimal in großem Stil abwehren konnte. Doch auch Scharschmidt scheiterte als Auftaktschütze für Motor. Danach jedoch verwandelten Haprich, Findeklee und Reichel sicher.
So blieb es ausgerechnet Rene Eichelkraut, der im Spiel vom Punkt noch gescheitert war, vorbehalten, Motor Altenburg mit seinem Schuss in den linken Winkel ins Pokal- Achtelfinale zu schießen. Den Jubel danach hatten sich die zuletzt so gebeutelten Spieler redlich verdient.
Torfolge: 1:0 Daniel (40.), 1:1 Hauswald (53.)
Elfmeterschießen: Spangenberg (gehalten), Schaarschmidt (gehalten), 1:2 Schnuphase, 2:2 Haprich, 2:3 Bärwolf, 3:3 Findeklee, Ermter (verschossen), 4:3 Reichel, 4:4 Braunschweig, 5:4 Eichelkraut
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte 67. Min. Daniel (Altenburg)
Schiedsrichter: Andreas Kasenow (Greiz) Zuschauer:200
Aufstellung: Kolditz, Dornburg, R. Kratzsch, Scharschmidt, Wenk, Findeklee, Kröber ( 22. Böhme), Haprich, Eichelkraut, Reichel, Daniel
Foto: Frank Ludewig