Auf dem Rasen in der
Niederheide läuft die Nachspielzeit. Der FF USV Jena führt und bisher sind die
Gastgeberinnen nur einmal vor dem Jenaer Tor aufgetaucht. Nach einem
Boden-Zweikampf zwischen Susann Utes und Vanessa Göldner, entscheidet
Schiedsrichterin Susann Kunkel auf Freistoß für den SV Blau-Weiß Hohen
Neuendorf nahe der Mittellinie. Die Hausherrinnen werfen alles nach vorn; nur
Torhüterin Katarzyna Jankowska bleibt in der eigenen Hälfte. Hanna Konsek
schlägt den ruhenden Ball weit in den Jenaer Strafraum – erster Kontakt,
zweiter Kontakt und plötzlich ragt die Fußspitze von Göldner aus dem Getümmel
heraus; damit lenkt sie den Ball unter Torhüterin Kathrin Längert hindurch in
die Maschen. Ausgleich. Nach 93 Minuten und 58 Sekunden. Die Brandenburgerinnen
jubeln; die Thüringerinnen sind fassungslos. Noch einmal stößt Jena an, dann
ist Schluss – Verlängerung.
Rückblende: Von der ersten Minute an machen die Jenaerinnen Druck. Sie kommen
im Wechsel mal über den rechten, mal über den linken Flügel. Die erste
Torchance der Gäste hat in der fünften Minute Kapitänin Julia Arnold, die einen
geflankten Ball von Amber Hearn mit dem Kopf zwar noch touchiert, aber nicht
mehr kontrollieren kann. Die entscheidende Szene der ersten Hälfte folgt in der
20. Minute: Lisa Seiler dringt mit dem Ball in den Hohen Neuendorfer Strafraum
ein und wird von einer Gastgeberin unsanft von den Beinen geholt. Elfmeter.
Lucie Vonkova verwandelt zur verdienten Führung. Im Tor der Brandenburgerinnen
landet das Spielgerät nach weiteren zwei Minuten erneut: Wieder drängt Seiler
von rechts in den Strafraum, legt quer auf Arnold, die wiederum auf Seiler
ablegt – das Geburtstagskind trifft zwar, steht allerdings im Abseits. Wie
schon beim Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim ist Jena insgesamt die
überlegene Mannschaft, lässt den Ball ruhig durch die eigenen Reihen laufen,
spielt sich stets bis an den Strafraum der Gegnerinnen heran. Dann aber fehlt
oftmals die zündende Idee, die letzte Konsequenz. Zu oft verebbt die lederne
Kugel in der dichten Hohen Neuendorfer Fünferkette. Halbzeitpause. Jena bleibt
auch im zweiten Durchgang dominant; die erste Offensivaktion der Heimelf sehen
die Zuschauer in der 58. Minute: Angreiferin Charline Pantelmann taucht vor
Kathrin Längert auf, steht jedoch im Abseits. Im direkten Gegenzug erhält Jena
in der 60. Minute auf der linken Seite auf Höhe des Strafraums einen Freistoß.
Arnold zieht ab – und trifft die Latte. Vier Minuten später kämpft sich Jena
erneut in den Hohen Neuendorfer Strafraum vor: Utes auf Seiler auf van den
Heiligenberg. Und dann springt der Ball an den Arm von Evelyn Nicinski.
Schiedsrichterin Kunkel zeigt auf den Punkt – Elfmeter für den FF USV. Den
Strafstoß von van den Heiligenberg hält Torhüterin Jankowska jedoch. Den
Blau-Weißen in den roten Trikots verschafft die Parade Rückenwind. Die erste
Riesenchance der Hausherrinnen folgt in der 69. Minute, als der Ball aus dem
Nichts heraus bei der überraschten Erika Szuh landet, die freistehend vor
Längert abzieht, das Tor aber deutlich verfehlt. Die letzten Möglichkeiten für
den FF USV haben schließlich Lisa Seiler
- die zwei Verteidigerinnen umkurvt und aus spitzem Winkel abzieht - und Julia
Arnold - die einen wuchtigen Flachschuss aus zentraler Position in den Armen
der Torfrau versenkt. Der Rest ist Geschichte.
In der anschließenden Verlängerung bringt unter anderem die erst kurz vor dem
Abpfiff eingewechselte wendige Anna Weiß die Hohen Neuendorfer Hinterreihe
mehrmals in Verlegenheit. Die Vorentscheidung fällt sodann in der 99. Minute:
Hearn zieht von rechts in den Strafraum, drischt einen scharfen Pass auf die
eingewechselte Laura Luis, die abzieht und trifft – 2:1 für den FF USV Jena.
Danach schwinden die Kräfte der Zweitligistinnen spürbar; immer öfter bleibt
das Foulspiel als letztes Mittel. Jena ist weiter souverän, verpasst lange Zeit
allerdings das dritte Tor. Das fällt erst in der 123. Minute: Die flinke
Dolores Da Silva wird im Strafraum von den Beinen geholt; den Strafstoß
verwandelt Laura Luis zum 3:1-Endstand. Jenas Cheftrainer Christian
Franz-Pohlmann, der seine Mannschaft vor der „Kämpfermentalität" der Elf aus
dem Havelland gewarnt hatte, zieht nach der Partie ein gemischtes Resümee: „Wir
haben bis zur Box sehr ordentlich gespielt, haben viele Chancen erarbeitet,
aber versäumt, den entscheidenden Punch zu setzen", sagt der Münsterländer. Zu
deutsch: Es haperte an der Chancenverwertung. „Bis zum zweiten Elfmeter hätten
wir eigentlich mit vier Toren führen müssen", sagt Franz-Pohlmann und ergänzt:
„Letztlich hätten wir hier nur an uns selbst scheitern können." In der
Verlängerung habe seine Elf Charakter gezeigt. „Wir waren klar und deutlich die
bessere Mannschaft und haben verdient gewonnen", sagt der Cheftrainer.
Die Statistik zum Spiel :
Torfolge :
0:1 Lucie Vonková (20./ST)
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1:1 Vanessa Göldner (90.+3)
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1:2 Laura José Ramos Luis (99.)
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1:3 Laura José Ramos Luis (120.+2/ST)
SV Blau-Weiß Hohen Neuendorf :
Jankowska - Dey, J. Partelmann (85. Buchwalder), Göldner - Konsek, Kollek (73. Kulis), Heinrich, Kurrek (53. Nicinski) - Ch. Partelmann (MK), Pozerska, Szuh
FF USV Jena :
Längert - J. Arnold (MK / 90.+3 Weiß), Sedlascková, Melhado, Seiler - Jacome Silva, Utes, Herrmann (83. José Ramos Luis) - Hearn, Vonková (61. Graf), van den Heiligenberg
Zuschauer : 253
Schiedsrichterin : Susann Kunkel (Hamburg)