Titelverteidiger FC Carl Zeiss Jena gewinnt das
Viertelfinale des KÖSTRITZER Landespokals gegen den Spitzenreiter der
Regionalliga Nordost FSV Wacker 90 Nordhausen mit 9:8 nach
Elfmeterschießen (1:0, 1:2, 0:0, 7:6) und zieht damit ins Halbfinale
ein. Durch einen umstrittenen Foulelfmeter kommt Nordhausen nach
2:0-Führung des FCC wieder ins Spiel und in der Nachspielzeit zum
Ausgleich. Alle Schützen sind vom Punkt treffsicher, bis der ehemaliger
Jenaer und heutige Nordhäuser Torhüter Patrick Siefkes an seinem
Gegenüber Raphael Koczor scheitert.
Drei Änderungen gab es in der Startelf des FCC im
Vergleich zum 2:2 gegen Neustrelitz in der Vorwoche: Der in der Liga
zuletzt gelbgesperrte und heutige Mannschaftskapitän Pierre Becken
rückte ebenso in die erste Elf wie René Eckardt und Vitalij Lux. Fabian
Raithel nahm zunächst auf der Bank Platz, Daniel Rupf (Muskelfaserriss)
und Tino Schmidt (Magen-Darm-Virus) fehlten verletzungs- bzw.
krankheitsbedingt.
Der Gast aus Nordhausen begann mit dem
Selbstvertrauen des Spitzenreiters der Regionalliga Nordost im Rücken
und nahm von Anpfiff an das Heft des Handelns in die Hand. Der in der
Liga mit 7 Treffern erfolgreichste Torschütze Manuel Farrona-Pulido
schnappte sich den Ball im Mittelfeld und ließ gleich mehrere
Gegenspieler aussteigen. Über einen Doppelpass mit Martin Hauswald
spielte er sich in guter Position frei. Den Schuss aus 14 Metern konnte
Raphael Koczor im Tor des FCC entschärfen (7.). Auf der Gegenseite nahm
sich René Eckardt 2 1/2 Minuten später ein Herz und zieht aus 22 Metern
ab. Sein Schuss wird noch leicht abgefälscht, so dass der ehemalige
Jenaer Patrick Siefkes im Tor des FSV Wacker keine Abwehrchance besaß.
Die erfolgsverwöhnten Nordthüringer waren vom Rückstand nur kurz
beeindruckt und versuchten relativ umgehend wieder mit dem schnellen
Umschaltspiel zu eigenen Torchancen zu kommen. Im Anschluss an einen
schnell ausgeführten Freistoß kommt Farrona-Pulido auf der linken
Angriffsseite recht unbedrängt in Ballbesitz. Seinen Schlenzer aus 14
Metern kann Koczor per Faustabwehr klären (21.). Torschütze René Eckardt
versuchte es nach einem cleveren Seitenwechsel von Vitalij Lux vom
linken Strafraumeck. Patrick Siefkes taucht in die kurze Ecke ab und
kann den Flachschuss zur Ecke klären. Diese – von Eckardt getreten –
landet auf dem Kopf von Jakub Wiezik. Der Kopfball des Angreifers kann
kurz vor der Torlinie geklärt werden (23.). Es entwickelte sich ein
packender Pokalfight mit vielen Zweikämpfen, die gerade von den
Nordhäusern nicht immer fair geführt wurden. Am Ende ganze sieben gelbe
Karten gegen den FSV Wacker sind ein Beleg für die teilweise überharte
Gangart. Im Anschluss an eine Flanke von Kevin Schulze ergab sich für
den FSV die letzte Torchance vor dem Seitenwechsel, die Sören Eismann
verhinderte, indem er per Kopf vor dem aufgerückten Matthias Peßolat zum
Eckball klärte (34.). Bis zur Pause ergaben sich hüben wie drüben keine
weiteren echten Torchancen. Der FCC störte früh und verteidigte die
Führung beherzt.
Zu Beginn der 2. Halbzeit brachte Karsten Hutwelker
den nach Zehenbruch wiedergenesenen Tom Geißler für Vitalij Lux in die
Partie. Gleichzeitig wechselte Wacker-Trainer Jörg Goslar mit Tino
Semmer für Matti Langer einen weiteren Stürmer ein. Der ehemalige Jenaer
Matthias Peßolat rückte für Langer in die Innenverteidigung der
Nordhäuser. Der FCC startete mit der Führung im Rücken offensiv und
wurde bereits sieben Minuten nach Wiederanpfiff belohnt: Im Anschluss an
einen Einwurf auf der linken Seite gelangt die Kugel nach einer
Verlängerung zu Jakub Wiezik, der sein feines rechtes Füßchen unter
Beweis stellt. Er lupft den Ball vom linken Fünfmetereck über Siefkes
hinweg in Richtung Wacker-Gehäuse. Der Ball springt an die Querlatte und
wird im Anschluss von einem Nordhäuser Spieler unglücklich ins eigene
Tor befördert - 2:0 (52.). Nordhausens Trainer Jörg Goslar reagierte
unmittelbar auf den zweiten Gegentreffer und brachte für seinen Sohn
Marcel Goslar mit Nils Pichinot einen weiteren Stürmer in die Partie,
der ebenfalls bereits das Trikot des FC Carl Zeiss Jena getragen hat.
Trotz deutlich gestärkter Offensive tat sich Wacker in der Folgezeit
schwer, echte Torchancen herauszuarbeiten. Das lag auch daran, dass die
gesamte Mannschaft des FCC im Defensivverhalten deutlich gefestigter und
stabiler wirkte, als teilweise in den letzten Wochen. 20 Minuten vor
dem Ende fängt Raphael Koczor einen Freistoß ab und leitet mit einem
Abschlag den direkten Gegenangriff ein. René Eckardt versucht, den Ball
zu erreichen und wird hierbei von Patrick Siefkes, der 25 Meter aus
seinem Tor heraus ist, rücksichtslos über den Haufen gerannt. Wie
Schiedsrichter Eugen Ostrin in dieser Szene eine Regelwidrigkeit von
Eckardt erkennen konnte und diesen sogar noch verwarnt, wird sein
Geheimnis bleiben. Mit tamponierter Nase und frischem Trikot konnte das
Jenaer Eigengewächs zum Glück nach kurzer Behandlungspause weitermachen.
Patrick Siefkes seinerseits wurde fortan bei jedem Ballbesitz
ausgepfiffen. Die nächste echte Torchance ergab sich nach einer
Balleroberung von Tom Geißler, der das Spielgerät klug auf Jakub Wiezik
durchsteckte. Sein Abschluss von der linken Seite konnte jedoch zweimal
geblockt werden (78.). Nur 90 Sekunden später setzt der eingewechselte
Raithel auf der gegenüberliegenden Seite Pierre Becken ein, dessen
Schuss von der rechten Seite Patrick Siefkes klären kann (80.). 8
Minuten vor dem Ende der Partie drang Lasse Schlüter über die linke
Seite in den Jenaer Strafraum ein und kommt kurz nach der Begrenzung zu
Fall. Eine Berührung mit Sören Eismann lag offensichtlich nicht vor und
dennoch entschied der alles andere als souverän wirkende Unparteiische
aus Eisenach auf Elfmeter für Wacker Nordhausen - eine Fehlentscheidung!
Mannschaftskapitän Nils Pfingsten-Reddig ließ sich die Möglichkeit
nicht nehmen und vollendete halbhoch ins rechte Eck. Raphael Koczor
ahnte zwar die Ecke und hatte dennoch keine Chance, den Ball zu
erreichen (83.). Der FCC kämpfte, ackerte und biss und er setzte immer
wieder Nadelstiche in der Offensive. Die Chance zum vorentscheidenden
3:1 bot sich Jakub Wiezik nach 87 Minuten, als er stark gegen Matthias
Peßolat nachsetzte, der den Ball vertändelte. Jakub Wiezik hatte kurz
vor der Strafraumkante die Schusschance, brachte das Spielgerät aber
nicht an Patrick Siefkes vorbei, der weit aus seinem Tor heraus geeilt
war. Wenige Sekunden nachdem der Schiedsrichter 3 Minuten Nachspielzeit
anzeigte, landete der Ball beim eingewechselten Tino Semmer. Das
Spielgerät springt einmal auf, dann zieht der ehemalige Erfurter aus 25
Metern mit links direkt ab. Die Kugel dreht sich direkt rechts neben den
linken Pfosten ins Toreck unseres FCC. Raphael Koczor bleibt wie
versteinert stehen und hat keinerlei Abwehrchance. Wenig später pfeift
der Schiedsrichter die reguläre Spielzeit ab und schickt beide
Mannschaften in zweimal 15 Minuten Verlängerung.
Der FCC schwor sich im Kreis auf die zusätzliche
halbe Stunde ein. Raphael Koczor und Karsten Hutwelker pushten die
Mannschaft in der kurzen Pause noch einmal. Die ersten 10 Minuten der
Verlängerung vergingen ohne echte Höhepunkte. Nach einem langen Ball auf
Nils Pichinot ist Raphael Koczor zur Stelle und faustet den Ball aus
seinem Tor gelaufen aus der Gefahrenzone (103.). Beiden Mannschaften war
die kräftezehrende reguläre Spielzeit zunehmend anzumerken. Jeder
Sprint schmerzte und Ballverluste taten doppelt weh. Nach 111 Minuten
steckte Pierre Becken auf der linken Seite auf Fabian Raithel durch, der
kraftvoll in die Mitte flankte. Jakub Wiezik rutscht in der Grätsche
heran, doch Patrick Siefkes ist unten und kann den Ball festhalten. Der
FCC versuchte in der Folgezeit alles, um noch zu einem dritten Treffer
zu kommen. Doch Fabian Raithel fehlte nach Anspiel vom Maxim
Banaskiewicz eine Fußlänge (116.). Auf der Gegenseite stand Martin
Hauswald nach einem Eckstoß von der rechten Seite im Abseits (117.). Am
Ende blieb es auch nach 120 Minuten beim 2:2 und es kam zum
Elfmeterschießen. Jenas Schlussmann Raphael Koczor und sein Gegenüber
Patrick Siefkes standen fortan im Mittelpunkt. Koczor verschwand noch
einmal kurz in der Kabine, um unbelastet in den Showdown gehen zu
können.
Jena begann in Person von Tom Geißler. Siefkes ist
in der richtigen Ecke und hält den Ball – nicht fest und dadurch kullert
die Kugel hinter die Torlinie. Glück für den FCC. Peßolat glich für
Nordhausen sicher zum 3:3 aus. Banaskiewicz machte es souveräner als Tom
Geißler und versenkte die Kugel sicher im rechten Eck. Lasse Schlüter
tat es Banaskiewicz gleich und traf ebenfalls sicher flach rechts. André
Schmidt brachte den FCC mit 5:4 in Front, doch Tino Semmer glich aus.
Jakub „Kuba" Wiezik blieb eiskalt und vollendete ebenso wie
Pfinsten-Reddig – 6:6. Marius Grösch brachte den FCC auf 7:6 in Front
und Maik Georgi in Zugzwang. Doch der Nordhäuser blieb cool und
vollendete als letzter der ersten fünf Spieler jeder Mannschaften
ebenfalls – 7:7. Als sechster Jenaer Schütze schnappte sich der Jenaer
Torhüter Raphael Koczor den Ball und traf sicher zum 8:7. Hauswald glich
aus und Florian Giebel blieb ebenfalls cool – 9:8. Als siebter Schütze
der Nordhäuser trat Torhüter Patrick Siefkes an. Er wurde vom Jenaer
Publikum aufgrund seines Fouls gegen René Eckardt ausgepfiffen und
vergab. Halbhoch ins linke Eck aus Schützensicht schickte er die Kugel.
Raphael Koczor roch den Braten und hielt den Ball. Was folgte war
phrenetischer Jubel der FCC-Fans über den Sieg gegen den Tabellenführer
der Regionalliga Nordost und dem damit verbundenen Einzug in das
Halbfinale des KÖSTRITZER Landespokals. Eigentlich schade, dass es dort
nicht zum Derby mit dem RWE und damit zu einer Neuauflage des
letztjährigen Endspiels kommen kann. Die Erfurter verloren beim FC
Einheit Rudolstadt überraschend mit 0:1 …
Stimmen zum Spiel
Jörg Goslar (Trainer des FSV Wacker 90 Nordhausen):
"So ein Spiel mitzuerleben, auch mitbeteiligt zu sein, da sind die
Zuschauer und der Fußballsport an sich der größte Gewinner an diesem
Tag. Zum Spiel selber: Ich komme gerade aus der Kabine. Es ist nicht
ganz einfach hier zu sitzen und das ganze auch sehr sachlich versuchen
in den Griff zu bekommen. Ich habe eine Mannschaft, die über 120 Minuten
nicht verloren hat und alles versucht hat, das Spiel nach einem 0:2 in
Jena noch zu drehen. Ich glaube, das war von der Mannschaft eine ganz
große Leistung. Leider haben wir uns zum Ende nicht belohnt, weil wir es
in der Verlängerung nicht geschafft haben, uns großartige Chancen
herauszuspielen. Ich glaube schon, dass man jetzt auch weiß, dass
Nordhausen nicht nur durch Zufall vorne steht, sondern auch in der Lage
ist, Fußball zu spielen. Zum Spiel selber: 1. Halbzeit: Bevor dieser
Schuss von Jena reingefallen ist, hatten wir eine riesen Chance durch
Manuel und können in Führung gehen. Wir mussten dann dem Rückstand
hinterherlaufen. Auch das 2:0 war sicherlich zu verteidigen, aber Fakt
ist auf jeden Fall, wir haben alles rausgehauen, was geht. Es war nicht
so wenig, aber es hat eben nicht gereicht, dann am Ende vielleicht der
glückliche Sieger zu sein. Wie gesagt, hier haben sich 2 Mannschaften
getroffen auf Augenhöhe. Wir haben eine riesen Partie gespielt. Da hat
Jena auch seinen Teil dazu beigetragen. Ich wünsche ihnen dann auch viel
Erfolg und dann sollen sie auch Pokalsieger werden."
Karsten Hutweler (Trainer des FCC):
"Fußballherz, was willst Du mehr? Ich glaube wirklich, das war heute den
ganzen Nachmittag Gänsehautfeeling pur, auch für uns Trainer. Auch
riesen Lob an meine Mannschaft, die alles, aber auch wirklich alles
abgerufen hat. Pierre Becken liegt hinten auf der Bank mit
Schüttelfrost, der musste sofort eine Infusion bekommen. Die Jungs haben
heute wirklich alles rausgehauen. Ich muss ganz ehrlich sagen: Heute
eine Stellungnahme zu diesem Spiel abzugeben liegt mir fern, weil ich
glaube, der Gewinner ist in allererster Linie der Fußballfan. Im
Elfmeterschießen ist nun einmal Glück der größte Faktor. Dieses war
heute auf unserer Seite. Wir haben genügend Möglichkeiten, auch das 3:1
zu machen. Es haben sich 2 tolle Mannschaften duelliert. Im Pokal ist es
leider so, dass eine Mannschaft weiterkommt und die andere rausfliegt.
Wir dürfen im Pokal überwintern und davon träumen, dass wir den Pokal
verteidigen. Das ist sicherlich eines unserer Ziele diese Saison. Wir
werden uns ab Montag wieder auf den Alltag, nämlich die Regionalliga
Nordost vorbereiten. Da wartet das nächste schwere Spiel für uns in
Bautzen. Aber heute haben die Jungs sich wirklich mal ein riesen
Kompliment und riesen Applaus verdient."
Statistik zum Spiel:
Torfolge:
1:0 Velimir Jovanovic (10.)
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2:0 Jakub Wiezik (52.)
2:1 Nils Pfingsten-Reddig (83./FE)
2:2 Tino Semmer (90.+1)
Elfmeterschießen:
3:2 Tom Geißler
3:3 Matthias Peßolat
4:3 Maxim Banaskiewicz
4:4 Lasse Schlüter
5:4 André Schmidt
5:5 Tino Semmer
6:5 Jakub Wiezik
6:6 Nils Pfingsten-Reddig
7:6 Marius Grösch
7:7 Maik Georgi
8:7 Raphael Koczor
8:8 Martin Hauswald
9:8 Florian Giebel
9:8 Patrick Siefkes (Nordhausen) scheitert an Raphael Koczor (Jena)
FC Carl Zeiss Jena:
Koczor - Giebel, Krstic, Grösch, Eckardt (79. Banaskiewicz), Lux (46. Geißler), Becken (MK), Wiezik, Eismann, A. Schmidt, Jovanovic (62. Raithel)
FSV Wacker 90 Nordhausen:
Siefkes - K. Schulze (62. Georgi), Schlüter, Löhmannsröben, Farrona Pulido, Pfingsten-Reddig (MK), Goslar (54. Pichinot), Hauswald, Peßolat, Urban, Langer (46. Semmer)
Zuschauer: 1.958
Schiedsrichter: Eugen Ostrin (Eisenach)