Was hatte man Motor Altenburg in einem Anflug fachlicher und fußballspezifischer Ahnungslosigkeit
vor diesem Topspiel nicht alles vorgehalten: Aus Kostengründen könne
und wolle man z.B. nicht zweimal nach Sondershausen fahren. Vielleicht
hätte man als Journalist nur kurz nachdenken müssen und
sich fragen, welche Mannschaft unterhalb des Bezahlfußballs, mit dem
man sich offenbar gedanklich sonst ausschließlich befasst, an einem
Wochentag um 14.00 Uhr eine spielfähige Mannschaft auf den Platz bringt.
Mal ganz abgesehen von den fehlenden Zuschauern, die in übergroßer Zahl
zu einer solchen Tageszeit ebenfalls einer geregelten Arbeit außerhalb
des Fußballplatzes nachgehen. Wenn überhaupt, ist Kritik am Thüringer
Fußballverband angebracht, der offenbar auf „Gut Glück“ das
Pokal-Achtelfinale auf 3. Oktober ansetzte, obwohl etwa Eintracht
Sondershausen an diesem Tag ein Punktspiel auszutragen hatte.
Im Bus nach Sondershausen herrschte
deshalb schon eine angespannte Stimmung, doch zum Glück hielt der
Spannungsbogen bis aufs Spielfeld. Was die Mannschaft von Motor
Altenburg dann in 93 Minuten anbot, verdiente das Prädikat
„Extraklasse“. Es fällt schwer, aus einer geschlossenen Mannschaft, die
sich ein Gesamtlob verdiente, an diesem grandiosen Tag einzelne Spieler
hervorzuheben. Dennoch zeigen einige Beispiele die Moral, die in dieser
Truppe steckt. Da verletzte sich ein Kai Müller am Donnerstag im
Training unglücklich am Knöchel, opferte den ganzen Freitag zum
Auskurieren, wollte unbedingt dabei sein, um der Mannschaft zu helfen.
Dann läuft da ein Thomas Rolle in Bestform pausenlos in vollem Tempo und
mit Ball am Fuß auf und ab, dass man als Altenburger seine helle Freude
hatte. Nebenbei meldete er Eintracht- Spielmacher Axel Duft ab. Der
hatte noch vor Jahresfrist beim 4:2 gegen Motor entscheidend die Fäden
gezogen. Schließlich beschäftigte ein oft gescholtener Patrick Daniel
als einzige Sturmspitze bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung
permanent die Abwehr der Gastgeber und trat eiskalt als Torschütze in
Erscheinung.
Vom Anpfiff weg wollten die Gastgeber das Zepter in
ihre Hand nehmen. Dies gelang ihnen in Form einer optischen
Feldüberlegenheit. Doch Motor stand gut. So wurden die Räume klug
verengt, Eintracht kam nur selten zu Chancen. Ein Freistoß von Duft aus
20 Metern auf die Latte des Altenburger Tores brachte die größte Gefahr.
Das 1:0 für die Gastgeber in der 17. Minute durch Torjäger Sebastian
Caspar entsprang einem weiten Flugball in den Altenburger Strafraum, der
per Kopf nicht konsequent genug abgewehrt werden konnte und so dem
Torschützen vor die Füße fiel. Doch Motor ließ sich nicht von seiner
Linie des schnellen und geradlinigen Spiels nach vorn abbringen. Erster
Lohn war der Ausgleichstreffer in der 25. Minute. Patrick Reichel zog
den dritten Eckball von rechts vors Tor. Im Gewühl am 5-Meter-Raum stand
Jens Wuttke goldrichtig und drückte den Ball über die Linie. Schon 5
Minuten später legte David Weiße den Ball mustergültig auf halbrechts in
den Strafraum, wo Daniel startete, kurz aufschaute und flach und scharf
ins lange Eck vollstreckte. Fast mit dem Halbzeitpfiff gab es erneut
Ecke für Motor, diesmal von links. Weiße schlug den Ball nach innen,
Reichel verlängerte per Kopf und am langen Pfosten stand wieder Jens
Wuttke in Vollstrecker-Manier und schob zum beruhigenden,
vorentscheidenden 1:3 ein.
Nach dem Wechsel spielte Motor weiter
hochkonzentriert, blieb bei Kontern- meist von Maik Wegner
abgeschlossen- stets gefährlich. Doch mit dem Anschlusstreffer in der
71. Minute, vom gerade eingewechselten Gerry Kuchmann per Kopf erzielt,
wurde es natürlich wieder spannend. Motor hatte noch einmal Glück, als
sich 2 Angreifer der Gastgeber frei vorm Tor gegenseitig am Einschuss
behinderten. Der Schlusspfiff ging im Jubel der Altenburger unter. Alle
freuen sich nun auf den FC Carl-Zeiss Jena am 12.11. in der
Skatbankarena und das völlig verdient. Doch zuvor hat der
Tabellendritte Motor noch 2 Heimspiele in der Verbandsliga, zunächst am
kommenden Sonnabend gegen Aufsteiger Martinroda.
Statistik zum Spiel:
Torfolge: 1:0 Sebastian Caspar (17.), 1:1 Jens Wuttke (25.), 1:2 Patrick Daniel (30.), 1:3 Jens Wuttke (45.), 2:3 Gerry Kuchmann (71.)
BSV Eintracht Sondershausen:
Sternadel - Günther, Rasch (MK), Brunner (68. Nowak), Bertram, Caspar, Duft, Kraft (68. Kuchmann), Erdmann, Rothe, Wattrodt (80. Severin)
SV Motor Altenburg:
Kolditz - K. Müller, Leutert, Wuttke, Böhme (MK), Rolle, Weiße, Daniel (56. Wegner), Reichel, M. Kröber (71. Seidel), Dennhardt
Schiedsrichter: Armin Stollberg (Mühlhausen)
Zuschauer: 220