Zu grün vorm Tor von Harry (Niederpöllnitz)
Der Geduldsfaden wird immer dünner. Wenn man sich Zeit und Mühe sparen wollte, könnte man das Spiel in zwei Sätzen zusammenfassen: Wenn man vorn beste Chancen nicht nutzt, kann man nicht gewinnen und wenn man hinten selbst die Mithilfe von Fortuna nicht sieht, kann man nur verlieren.
Soweit zum philosophischen Teil dieser Abhandlung. Niederpöllnitz, das muss man der Truppe zugestehen, wollte Leinefelde vergessen machen. Für den gesperrten Böttger war Dix, für den verletzten Oertel Behling ins Team gerutscht. Ilmenau hatte es nicht nötig, die erfolgreiche Mannschaft vom Nordhausen-Spiel zu ändern. Nur für den Beobachter überraschend, dass May auf der Bank saß. Blau-Weiß begann engagiert und aggressiv, ging frühzeitig drauf und erkämpfte sich die Bälle. Der flotte beginn setzte sich übrigens auch dann fort, als Ilmenau den ersten Ansturm überstanden hatte und selbst ab der 20. Minute zur Aktion überging. Bis dahin hatte es kaum Chancen gegeben. Die deutlichste hatten die Gäste nach einer Ecke, als ein Granaten-Kopfball von Baranowski durch Weißgärber entschärft wurde (20.). Da hatte aber der agile Stürmer der Germania schon zwei Treffer machen können, denn zweimal war er Dennler entwischt und scheiterte am ausgefahrenen Bein des jeweils großartig mitspielenden Weißgärber (14., 15.).
Niederpöllnitz mit Fortuna – wie bereits erwähnt – und Können des Keepers noch beim 0:0, kam nun seinerseits zur tollsten Gelegenheit vor der Pause: Ein Kopfball Daburgers und ein kapitaler Nachschuss von Peters werden von Schmidt II absolut weltklassemäßig abgewehrt (23.). Zwei Minuten später dann wieder Tatortwechsel: Jüngling donnert das Leder an die Lattenunterkante. Niederpöllnitz sah sich, angesichts der aufkommenden Gäste veranlasst, die robuste Dampframme in die Zweikampfführung einzubauen, aber der Ilmenauer Trainer Kühn munterte seine Mannen auf: „Nicht beeindrucken lassen. Weiter dagegen halten.“ Und die Gäste hatten angesichts des schnellen und direkten Mittelfeldspieles auch es kaum notwendig, foul zu spielen. Und hinten brannte angesichts des mangelnden Durchsetzungsvermögens von Dix und Lemke gegen Alexy und Kiehn kaum etwas an.
Bei Dauerregen setzte sich der zweite Durchgang fort, Chancen blieben zunächst Mangelware, sieht man mal vom Außennetz-Schuss Eichelbergers (46.) ab. Beide Abwehrreihen bestimmten die Szenerie und der an den Fingernägeln knabbernde Zuschauer wartete angesichts des glitschiger werdenden Rasens auf den ersten, vielleicht entscheidenden Ausrutscher irgend eines Abwehrreckens. In der 62. Minute schaukelte sich das Spiel wieder in spannende Sphären: Nach toller Kombination Lemke – Fischer – Eichelberger zwingt der Letztgenannte aus freier Position Schmidt II zu einer tollen Parade. Hier hätte ein Treffer fallen müssen. Der fiel auch, zwei Minuten später. Lemke vertrödelt schlampig den Ball am gegnerischen Strafraum, dann machte es dreimal bumm – und Baranowski hatte nach der direkt und schnell vorgetragenen Kombination keinerlei Mühe. So werden eben Tore gemacht. Ilmenau nun mit viel Platz, Niederpöllnitz mit dem Wollen, aber nach wie vor ohne die Fähigkeit, aussichtsreiche Bälle unterzubringen (Fischer – 89. Pfosten).
Wir sind einfach zu grün vor den gegnerischen Keepern und so hatte es wohl auch Trainer Hermannstädter gesehen, der nur bedauernd die Achseln hob: „Tja, wenn wir keine Tore schießen …“ Unkommentiert blieb dieser Satz in der wieder mal nur durch gegnerische Jubelgesänge durchbrochenen Luft hängen.
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Disziplinierter und erfolgreicher Germania-Auftritt! von John Schmidt (Ilmenau)
Die Ilmenauer hatten die richtigen Schlussfolgerungen aus den zuletzt erlittenen Auswärtsniederlagen gezogen und setzten bei den abstiegsbedrohten Gastgebern zunächst auf ein diszipliniertes Abwehrverhalten, das von Germania-Trainer Wieland Kühn entgegen seiner sonstigen Geflogenheiten lautstark von der Außenlinie begleitet wurde. Er hatte seine Gründe, weil sich die Niederpöllnitzer von Anfang bis zum Ende als einsatzstarke Mannschaft zeigten. Dadurch konnten in der Anfangsphase gefahrbringende Aktionen vom Ilmenauer Tor ferngehalten werden. Mit weiten Vorlagen in die Räume wurden die eigenen Angreifer mehrfach in Szene gesetzt und Jörg Baranowski konnte nur zweimal im letzten Moment durch den herauslaufenden Keeper der Gastgeber Jens Weißgärber gestoppt werden. Schon vordem hatte Letzterer nach Ecke den Kopfball von Baranowski entschärft. Als nach einer Freistoßvorlage vor das Ilmenauer Tor Daniel Schmidt II hintereinander einen Kopfball von Heiko Daburger abwehrte und den Nachschuss von Marcel Peters im großen Stil hielt, war die Chance der Gastgeber auf die Führung vergeben. Im Gegenzug hatten sie das Glück auf ihrer Seite, den Michael Jüngling donnerte den Ball an die Lattenunterkante.
Auch danach taten sich weitere Möglichkeiten für die Gäste auf, die sich verstärkt einer härteren Gangart der Blau/Weißen ausgesetzt sahen. So schoss René Grabe einen einer solchen Attacke geschuldeten 20Meter-Freistoß knapp neben das Tor und Baranowski scheiterte erneut nach einer Grundlinieneingabe von Nico Heinrich mit seinem Kopfball an Weißgärber. Nach Wiederbeginn setzte Dirk Eichelberger für Niederpöllnitz ein erstes Achtungszeichen. Er schoss von rechts an das Außennetz. Dann verhinderte Schmidt II erneut einen Rückstand. Eichelberger war nach einem sehenswerten Spielzug, der über Lemke und Fischer lief, frei vor dem Ilmenauer Torwart zum Schuss gekommen und der Gästekeeper wehrte den Ball gedankenschnell ab. Der nächste Angriff der Gäste führet zum entscheidenden Treffer. Nach einer Kombination, an der Grabe, May und Huck beteiligt waren, landete der Ball bei Baranowski, der rechts völlig freigespielt, die Kugel in der kurzen Ecke versenkte.
Die Gastgeber versuchten das Blatt zwar noch zu wenden, trafen aber auf eine gut funktionierende Ilmenauer Abwehr, die sich nur einmal noch eine Blöße gab, als in der letzten Minute Schmidt II erneut gegen Fischer Sieger blieb. Andererseits mussten sie vor den Konterangriffen der Gäste auf der Hut sein. Christian May scheiterte im Alleingang an Weißgärber. Letztlich spricht aus das Eckenverhältnis von 7:3 für die Gäste, die sich den Sieg verdienten.
Trainer Wieland Kühn schlussfolgerte nach dem Spiel: „Der Gegner erwies sich für uns als unbequem. Er verstand es, unser Spiel zu stören. Wir hielten einsatzmäßig dagegen und konnten die Bälle zumeist behaupten. Prekäre Situationen meisterten wir auch dank der guten Leistung unseres Torwartes mit etwas Glück. Das ermöglichte im richtigen Moment den Konter zum entscheidenden Treffer. Zum Schluss zählt der Sieg.“ Blau/Weiß-Trainer Uwe Hermannstädter fand keine Worte und zuckte mit den Schultern: „Wenn wir keine Tore schießen, können wir nicht gewinnen.“
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Torschützen: 0:1 Baranowski (64.)
Zuschauer:90
Schieri: Marko Wartmann, Großvargula.
BW Niederpöllnitz: Weißgärber, Daburger, Eichelberger, Pohle (GK), Behling, Dennler, Peters (72. Schumacher), Wolfersdorf (GK), Lemke (68. Thom), Liebold, Dix (60. Fischer/GK).
SV Germania Ilmenau: Schmidt II, Schmidt I (87. Kühn); Alexy, Huck, Heinrich, Kiehn, Grabe, Dobrocki, Greßler (61. May), Baranowski (88. Zachert), Jüngling.
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